Inhalt |
Einführung
Walter Koschmal:
Modelle des Kulturwechsels. - "Kulturwechsel" im östlichen Europa des 20. Jahrhunderts.
S 7-24.
Petra Huber:
Josif Brodskij: Übersetzung als Neuschöpfung - die Transformation von Richard Wilburs "After the Last Bulletins".
S. 25-49.
Petra Huber:
Das Englische als Sprache der individuellen Freiheit - Josif Brodskijs autobiographischer Essay "In a Room and a Half".
S. 45-50.
Dalibor Dobiás:
Jiri Grusa: Die Kunst des Altwerdens zwischen Tschechien und Deutschland. S. 51-74.
Walter Koschmal:
"Globalisierung" als kulturelles Phänomen (am Beispiel der Sorben).
S. 75-102.
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Vorwort |
Die Neuverteilung der Eigentumsrechte durch die Privatisierung ist für alle Transformationsländer ein zentrales Problem. Der Übergang von staatlichem Eigentum zu Privateigentum verändert nicht nur die formalen Eigentumsstrukturen, sondern auch die Unternehmensorganisation und -kontrolle, die Vermögensverteilung und damit auch die Einkommensstruktur, in der Folge beeinflusst sie die soziale und politische Struktur der Gesellschaft insgesamt.
Die in diesem Heft zusammengefassten drei Arbeiten aus zwei Forschungsvorhaben der forost-Forschungsgruppe I (Transformation vor dem Hintergrund der Osterweiterung der EU) gehen speziell der Frage nach, welche Privatisierungsstrategien in den einzelnen Länder verfolgt wurden, wie sich die Privatisierung der Wirtschaft auf die gesamtwirtschaftliche Produktivität, die Unternehmensorganisation, die Umstrukturierung der Unternehmen und auch auf die räumliche Struktur der Unternehmen auswirkte.
Dabei gibt die Arbeit von Monika Schnitzer einen Überblick über die Ziele sowie die Theorien zur Privatisierung. Dabei untersucht sie vor allem, inwieweit die eingeschlagenen Privatisierungsstrategien, die ja in den einzelnen Ländern äußerst unterschiedlich waren, die angestrebten Ziele verwirklichen konnten. Als Ergebnis wird dabei festgehalten, dass die Privatisierungserfolge nicht nur von der Privatisierungsstrategie, sondern auch ganz entscheidend von den sie begleitenden institutionellen Reformen abhängen und dass die Privatisierung selbst neue Interessengruppen hervorbringt, die wiederum auf die Gestaltung der institutionellen Rahmenbedingungen Einfluss nehmen.
Die beiden Arbeiten von Franziska Schaft und Patricia Schläger-Zirlik aus dem forost-Projekt Auswirkungen der Privatisierung von Staatsbetrieben in der Tschechischen Republik und in Ungarn untersuchen auf der Basis von Interviews die Veränderungen in den Betrieben im Großraum Budapest und in Tschechien. Damit werden zwei Länder erfasst, die bei der Privatisierung äußerst unterschiedlichen Modellen folgten. Die Autorinnen kommen zu dem Schluss, dass die Privatisierung zu einer Dekonzentration und Demonopolisierung der Wirtschaftsstruktur führte. Eine Verlagerung von Entscheidungs- und Planungskompetenzen auf die regionale und lokale Ebene sei offensichtlich, was langfristig zu einer Stärkung der Gebietseinheiten führen werde. Der Zuwachs von neuen, kleinstrukturierten Betrieben werde gefördert. Hinzu komme, dass mit der Privatisierung die regionalen Lieferverflechtungen gestärkt würden, was eine deutliche Verstärkung der Regionen im Wirtschaftsprozess zum Ausdruck bringe. Die besondere Form der Verstaatlichung in Ungarn habe zudem die Verflechtung mit Westeuropa gefördert. Aber auch in diesen Studien wird deutlich, dass die Privatisierung nicht allein als das entscheidende Element der Transformation betrachtet werden kann, sondern dass für die Umstrukturierung innerhalb der Betriebe und in der Wirtschaft insgesamt der parallel verlaufenden Prozess der allgemeinen institutionellen Umgestaltung einen entscheidenden Einfluss hat.
Angesichts der bedeutenden Rolle der Privatisierung für den wirtschaftlichen wie auch gesellschaftlichen Transformationsprozess leisten die drei Arbeiten wichtige Beiträge zum Verständnis der Folgen von Transformationsprozessen, die sowohl für die anderen Forschungsvorhaben in forost als auch für die politischen Entscheidungsträger von Interesse sind.
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