Wie wir die Karten lesen: Osteuropäische Fragen an Europäische Geschichte und Europäische Einigung
Autorin Veronika Wendland
ISBN 978-3-9810703-5-4
ISSN 1613-0332

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Vorwort

Nach dem lebhaften Echo auf die beiden forost-Arbeitspapiere zum Europabegriff und zu Bildern und Metaphern, die damit verbunden sind∗, legen wir mit diesen beiden Essays erneut einen Band zum umstrittenen Terminus "Europäisierung" vor. Im allgemeinen ("westlichen") Sprachgebrauch wird nur allzu gern das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion mit "Osteuropa" gleichgesetzt und die subjektiv gefühlte Mitte Europas liegt "im ehemaligen Westen" häufig in der Nähe des Rheinufers.

Die – gewaltsame – Trennung Europas in "Ost" und "West" liegt nun aber schon fast zwei Jahrzehnte zurück und auch das Begriffspaar "Altes" und "Neues" Europa hat die Bilder aus Zeiten des Eisernen Vorhangs eher verfestigt als aufgelöst.

Gleichzeitig spricht die Europäische Union – und Brüssel ist schon in geographischen Kategorien weit davon entfernt "in der Mitte Europas" zu liegen – von einer "Einheit in Vielfalt", ohne dieses Ziel wirklich mit Leben füllen zu können.

Veronika Wendland überprüft im ersten Beitrag des vorliegenden Arbeitspapiers die häufig unreflektierten Bilder und Begrifflichkeiten, das eher hilflose Pendeln zwischen Osteuropa, Südosteuropa, Mittelosteuropa, Ostmitteleuropa, aus der Sicht einer Historikerin an sehr konkreten Beispielen. Dass in den üblichen Sprachgewohnheiten nur sehr selten von Südwesteuropa oder Mittelwesteuropa die Rede ist, ist schon symptomatisch, wie deutlich aber auch kartographische Gewohnheiten und die Verwendung bestimmter Bilder und Symbole, diese Vorstellung von Europa widerspiegeln, wird in diesem Beitrag sehr plastisch aufgezeigt.

Der zweite Teil des Arbeitspapiers zeigt einen Blick auf Europa aus der Perspektive eines "Europäischen Nachbarn": Am Beispiel der Ukraine, einem riesigen Land "am Rande" des geographischen wie auch des politischen EU-Europas, zeigt sie alternative Denkmodelle eines Europa, wie sie sich darstellen, wenn der Blick nicht "nach Osten", sondern von dort auf den "Okzident" gerichtet ist. Erst in einem solchen Perspektivenwechsel kann klar werden, was es bedeutet, wenn die Zielsetzung Einheit in Vielfalt tatsächlich ernst genommen wird.

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